Jeder Tag ein 8. März……

….bricht dem Patriarchat das Herz!
Mit dieser schön gereimten, aber recht rüden Parole beginne ich die Betrachtung der feministischen Bewegung aus ganzheitlicher Perspektive, und ja, auch aus Sicht der ganzheitlichen Gesundheit. Der heutige „Frauentag“ ist ein Symbol für den Versuch, unsere Welt wieder in ein Gleichgewicht zu bekommen- dass uns dieses Gleichgewicht abhanden gekommen ist, ist offensichtlich.

Polarität ist das Prinzip

Die Grundordnung unseres Universums findet sich immer noch genial dargestellt im taoistischen Yin-Yang-Symbol. Das Ganze (wirklich alles) ist in diesem Prinzip eingeordnet, es gibt nichts außerhalb dessen. Yin Yang beschreibt keinen statischen Zustand, alles steht im Verhältnis zueinander, nichts kann nur Yang oder nur Yin sein.
Es gibt eine aktive Kraft (Yang) und eine passive Kraft ( Yin). Das Helle, die Hitze, die Handlung, das Außen, das Männliche wirken mit dem Dunklen, der Kühle, der Ruhe, dem Innen, dem Weiblichen zusammen- beide gleichen sich aus, fördern und begrenzen sich und sind das Leben. Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, kommt es zu Krankheit- auf der individuellen körperlichen Ebene, aber auch auf gesellschaftlicher oder globaler Ebene. Das ist das ganzheitliche Prinzip: wir können es auf den Kosmos anwenden oder auf unseren eigenen Körper.

Wir laufen heiß!

Schon seit einigen Jahrhunderten sind unsere Handlungsideale Yang-dominiert. Und so sieht es heute aus: wir verbrennen zu viel, wir bewegen uns zu viel, wir schaffen zu viel, wir verbrauchen zu viel, wir müssen zu viel. Unsere Erde wird immer heißer, unsere Körper ebenso ( Herz-Kreislauferkrankungen: Todesursache Nr.1), wir kommen nicht mehr zur Ruhe. Kaffee, Alkohol und Arbeit sind unsere Drogen. Wir agieren kurzfristig, kurzsichtig und sind auf das Ich ausgerichtet. Das sind alles Yang-Aspekte, die Teil des Lebens sind. Aber wir haben den Anker verloren und damit den Halt. Leistung, Ergebnisse, intellektuelles Verstehen sind unsere Maxime, die harten Zahlen und Fakten zählen. Dominanz und das Ringen um Macht haben wir so verinnerlicht, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, dass es auch anders gehen könnte. Doch wo kann sich das Weibliche in uns entfalten? Die fest begrenzten Räume, die uns Kirchen, Unternehmen, Parteien und Standesämter zugestehen, sind wie Reservate. Die Grenzen dürfen nicht verlassen werden, das Patriarchat möchte nicht gestört werden…..

Unsere Gesundheit

Viele von uns sind erschöpft. Wir können ganz hervorragend viel (und Großes) schaffen, was uns die ersehnte Anerkennung verschafft- all dies sind Yang-Prinzipien, männliche Prinzipien, Vater-Prinzipien. Wir müssen uns unsere Liebe verdienen. Das Gegenteil dazu wäre, geliebt zu werden ohne Bedingungen. Anerkannt zu werden, nur für dein Sein! Dies bezeichnen wir als weibliche Qualität. Stell dir das mal vor- wir müssten uns nicht mehr selbst ausbeuten, wir müssten uns nicht mehr beweisen, wir müssten uns nichts mehr verdienen. Wir dürften uns selbst nähren, erhalten, gesund sein.
Weil das Sein über dem Tun steht.

Die Zukunft ist weiblich!

Ja, die Zukunft kann nur weiblich sein, und sie hat ja schon längst begonnen. In freien Gesellschaften wird überall daran gearbeitet, unsere Qualitäten als fühlendes Wesen wieder einzubringen: wir beginnen, die Ausbeutung der Natur zu stoppen, wir erforschen Kommunikationsmodelle, die auch jenen Stimmen geben, die sonst nicht gehört werden. Immer mehr Menschen probieren Lebensformen aus, die von Gemeinsamkeit geprägt sind und nicht von Arbeit und Leistung, und es ist offensichtlich, dass wir vom Verbrauchen zum Bewahren kommen wollen, müssen und werden.
Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Ruhe, Reflektion und Einfachheit, von Miteinander und Weichheit wächst. Das Yin muss genährt werden!

Und die Männer?

Zur Polarität und zum ganzheitlichen Prinzip gehört auch, dass alles in allem enthalten ist. Jeder Mann ist weiblich und jede Frau ist männlich (auf der Symptomebene finden wir hier die sog. Genderdebatte. Sie mag viele irritieren oder auch verunsichern, aber sie weist in die Zukunft, in der wir uns unserer Androgynität bewusst werden können).
Es geht also in der Wurzel gar nicht um Männer oder Frauen, sondern um Prinzipien. Männer müssen nichts abgeben, sondern dürfen sich selbst vervollständigen.
Das Ende des Patriarchats heißt nicht, dass Frauen die Herrschaft übernehmen, sondern dass die Herrschaft endet.