Öl im Feuer!

Im August- Newsletter (nachzulesen hier) beschreibe ich unsere Emotionen als „Öl im Lebensfeuer“. Sie werden in der Chinesischen Medizin (CM) ebenso als lebendige Energie erfasst wie zB das Blut, der Atem oder auch Gedanken. Und diese lebendige Energie muss in Bewegung sein, sonst verursacht sie Probleme (ähnlich wie ein Fluss, der nicht fließen darf).

Wie lassen wir also unseren „Treibstoff“ zirkulieren ? Ich erlebe es oft in meiner Praxis, dass KlientInnen unzufrieden sind, wenn sie „alte Gefühle“ erleben. Das kennen wir alle, wir denken dann „och nö, nicht schon wieder“…. Aber es handelt sich um ein Missver-ständnis. Gefühle können gar nicht alt sein. Wenn du sie fühlst, sind sie frisch, die Empfindung ist aktuell und real. Das, was sich alt anfühlt, ist die Erinnerung, die Geschichte, die du mit dem Gefühl verbindest. Und so machst du dir das Leben schwer, denn du verpasst das Jetzt, wenn du dich mit der Vergangenheit beschäftigst.

Wie immer schlage ich eine kleine Übung vor:

Wenn du bemerkst, dass du denkst, ein „altes“ Gefühl würde dich überfallen, versuche einfach, die Geschichte dazu wegzulassen. Das waswerwannwarumwie, lass es links liegen und nimm die reine Empfindung wahr. Fühle, was ist: dein Körper, der Atem, die Muskeln, die Haut, die Veränderung, die Bewegung……

Und genau dieses Fühlen lässt unsere Emotion zirkulieren, sich entfalten. Sie hat den Raum, den sie braucht und den sie nicht bekommt, wenn du über das Gefühl nachdenkst. Und dann ist das auch alles nicht mehr so fad und nervig, wie du dachtest! Denn was so ein Jetzt-Gefühl alles kann, das liest du jetzt:

Der innere Kompass

Dieses Jetzt-Gefühl hat neben der Treibstoff-Funktion für unsere Lebendigkeit noch eine weitere, hilfreiche Aufgabe. Es dient uns als Kompass und hilft uns, unseren Weg durch die Welt zu finden. Wie das? Ganz einfach: unsere Emotionen sind die Grundlage unserer Entscheidungen. Das mögen vernünftige Menschen eventuell erst einmal nicht glauben, es ist aber trotzdem so. Wir treffen unsere Entscheidungen emotional, auch wenn wir denken, dass wir rein rational handeln. Es ist nicht die Pro-und Kontra-Liste, die wir als rationale Menschen natürlich aufgestellt haben. Wir können es uns so vorstellen:

Während unser Verstand noch das Für und Wider hin und her bewegt, ist die Entscheidung längst gefallen, und die kleine, unschuldige Emotion wartet geduldig darauf, dass auf den mentalen ebene die passenden Gründe gefunden und formuliert werden, schließlich müssen wir uns ja rechtfertigen, nicht wahr? Dann kann es noch passieren, dass wir ein klares Gefühl haben, der Verstand aber Einwände formuliert, und dann ist es vorbei mit der Klarheit. Warum tut er das? Er ist ein Archivar, ein Sicherheitsbeamter. Das Einzige, was er zur Verfügung hat, ist die Erfahrung der Vergangenheit. Vor einer Entscheidung sammelt er Informationen, vergleicht sie mit bisher Erlebtem ( und, das macht es so kompliziert: mit von anderen Erlebtem aus Funk und Fernsehen) und wählt dann die Variante, die am meisten Sicherheit verspricht- und Sicherheit heißt in diesem Falle: die Folge der Entscheidung ist einigermaßen vorhersehbar und auch akzeptabel. Denn das ist seine Aufgabe: Risiken minimieren, Überraschungen vermeiden. Das ist eine nützliche Funktion und in uns so angelegt.

Aber um vollständig lebendig zu sein, müssen wir akzeptieren, dass unsere Entscheidungen woanders fallen. Denn dann können wir uns wirklich entspannen, denn wir müssen nicht mehr mühsam um das „Richtige“ ringen sondern müssen nur noch nach innen lauschen, denn unser Herz weiß am besten, wo es lang geht. Und das haben wir alle schon erfahren. Jede und jeder von uns hat im eigenen Leben erlebt, dass wichtige Dinge „von allein“ klar waren. Und genau darum geht es- dieser eigenen Klarheit zu vertrauen. Und dies sind dann auch die Schritte, die wir nicht bereuen,weil sie auf der Grundlage unserer ganz eigenen Weisheit gefallen sind.

Wir konnten nicht anders!